Leistungsgerechte Versorgung unserer Brieftauben – Vortrag von Dipl.-Biol. Alfred Berger


Auf dem 13. Euskirchener Taubenforum im Dorfhaus Straßfeld hielt Alfred Berger, Geschäftsführer der Firma Röhnfried, den folgenden Vortrag. Der gedruckte Text entspricht weitestgehend dem gesprochenen Wort.

berger vortrag

 

Guten Morgen liebe Sportfreunde.

Ich freue mich, dass ich hier sein kann. Letztes Wochenende war ich noch auf der anderen Seite der Erdhalbkugel in China. Wie es dort um den Taubensport steht, das soll allerdings heute nicht unser Thema sein. Mich selbst muss ich sicher nicht besonders vorstellen, und dass ich Diplom-Biologe bin, das wissen Sie auch. Bereits während meines Studiums habe ich mich mit der Physiologie der Taube beschäftigt. Auch habe ich eigene Untersuchungen des Leistungs- und Ernährungsstoffwechsels der Taube vorgenommen. Später als Produktmanager bei Ovator konnte ich meine Erfahrungen anwenden und habe weitere hinzu gewonnen. Die Ernährung der Taube ist ein Gebiet, über das man stundenlang diskutieren könnte. Für Sie habe ich daher einen Vortrag zusammen gestellt mit dem Inhalt, der mir besonders wichtig erscheint. Ich beschäftige mich sehr gerne mit Tieren, insbesondere mit Brieftauben. Deshalb habe ich heute auch noch eine Belgienfahrt eingeplant, um mich zu verstärken. Ob mir dies gelingt, weiß ich natürlich nicht. Denn jede neue Taube, die man einführt, ist eine Herausforderung. Sie muss ja erst einmal zeigen, ob sie die Vorstellungen erfüllen kann. Ich beschäftige mich auch viel mit der Zucht, mit der Zusammenstellung von Paaren. Warum macht man dies alles? Um später nach dem Einkorben der gezogenen Tauben am Ergebnis zu sehen, ob sich die Verstärkung gelohnt hat bzw. ob die Zusammenstellung der Paare richtig war. Denn so einfach ist dies ja alles nicht. Und ich finde es immer ganz spannend, wenn der Höhepunkt der Saison der letzte Flug im Reisejahr ist. Aber das ist eine Philosophie, die auch hier nicht das Thema sein soll. Wenn man erfolgreich an Wettflügen Teilnehmen will, baut sich eine gewisse Spannung auf. Ich selbst ziele darauf ab, möglichst auf jedem Flug den 1. Preis zu erringen. Die dabei anfallenden Meisterschaften sind für mich eigentlich nur die Folge einer besonders überdurchschnittlichen Reiseleistung.

Bevor wir jetzt einsteigen, möchte ich von Ihnen wissen, welche Faktoren für Sie am wichtigsten sind, um erfolgreich an einem Wettflug teilnehmen zu können?

 

Aus dem Publikum: Gesundheit; Fütterung der Tauben; Versorgung; Qualität der Tauben.

 

Alfred Berger: Halten wir das alles mal als wichtige Faktoren fest. Doch für mich ist es erst einmal der Schlag! Am Ende schlägt die Form die Klasse. Sie können das beste Taubenmaterial haben, die beste Versorgung, aber wenn die Tiere das nicht abrufen können weil etwas mit dem Taubenschlag nicht stimmt, dann werden Sie keine hervorragenden Leistungen erleben. Das beste Beispiel dafür ist doch Dirk van Dyck. Er ließ auf den Gartenschlag, der ein Pultdach hatte, ein Satteldach aufsetzen in der Hoffnung, seine Erfolge noch zu steigern. Doch die Tauben flogen nicht mehr annähernd wie zuvor. Dieselben Tauben im selben Umfeld! Schließlich wurde das Satteldach wieder abgebaut und das alte Pultdach wieder hergestellt. Und siehe da, die Erfolge stellten sich fast umgehend wieder ein. Ich sagte Umfeld. Dort, wo die Taube sich am meisten aufhält ist der Schlag. Und er hat nach meiner Meinung eine extrem wichtige Funktion für die Leistung der Tauben. Ich muss dafür sorgen, dass ich gute Tauben auf dem Schlag habe. Aber das Milieu muss stimmen. Darüber kann man auch stundenlang philosophieren. Beispiel ist auch mein Düsseldorfer Schlag. Die Tauben haben das geflogen, was ich angestrebt habe. Aber es war der Schlag, der von Anfang an funktioniert hat. In meinem heutigen Umfeld ist es viel schwieriger. Im Norden herrschen ganz andere klimatische Verhältnisse. Des weiteren ist mein heutiger Schlag ein umgebautes Nebengebäude. Ich habe lange daran gearbeitet und immer wieder kleine Veränderungen vorgenommen. Bis es dann soweit war, dass die Tauben einigermaßen fliegen. Einen sehr guten Tipp erhielt ich von einem guten Sportfreund aus Stuttgart, der sich bei seinem Besuch meinen Schlag auch kritisch angesehen hatte. Er gab mir den Rat, im First ein Drainagerohr anzubringen zur Entlüftung des Schlages. Durch einen Rohrventilator wird kontinuierlich die Luft heraus gezogen. Im Oktober/November 2011 wurde diese Vorrichtung eingebaut, und im Jahr 2012 hatte ich bereits drei Vögel mit voller Preiszahl. Also mein eigenes Beispiel, wie wichtig der Taubenschlag ist. Die gute Nachricht dabei ist, dass Sie selbst auch jeden Tag die Chance haben Ihren eigenen Taubenschlag zu kontrollieren und im Zweifel Änderungen durchzuführen die dann hoffentlich dann auch zu Verbesserungen des Klimas führen. Ich kann Ihnen dabei nicht helfen, denn selbst wenn ich heute Ihren Schlag besichtige habe ich ja immer nur eine Momentaufnahme. Für einen selbst kommt die Betriebsblindheit hinzu, was es schwer macht die richtige Beobachtung und Schlüsse zu ziehen. Sie können die Fütterung und die Versorgung verbessern. Aber feststellen, ob die Tauben ihre optimale Leistungsfähigkeit auch in ihrem Umfeld abrufen können, dazu bedarf es sorgfältiger und langwieriger Beobachtungen. Die Taube muss sich wohlfühlen. Nicht nur der Sauerstoffbedarf ist wichtig. Sondern auch das Verhältnis zum Züchter. Sind die Tauben zutraulich oder fliegen sie einem um die Ohren? Das hat einen erheblichen Einfluss auf die Leistung. Es kommt auf die Führung der Tauben an. Der Züchter ist der Manager des Schlages. Er ist Trainer, er ist alles in einem, er ist für alles verantwortlich. Die gute Nachricht war also, dass man den Schlag zu jeder Zeit verbessern kann, man muss es aber nicht nur erkennen sondern auch machen. Eine schlechtere Nachricht ist, dass Sie jetzt an der so wichtigen Qualität Ihrer Reisetauben für 2015 gar nichts mehr ändern können. Denn die Reisetauben für die Altreise sitzen ja bereits auf dem Schlag. Die Verbesserung der Taubenqualität ist immer eine langfristige Aufgabe. Doch für mich ist der wichtigste Faktor der Schlag. Denn er hat einen ganz entscheidenden Einfluss auf die Gesundheit der Tauben. Auf die Gesundheit der Tauben werde ich während des Vortrages an der einen oder anderen Stelle noch eingehen. Doch ich habe auch den Faktor Ernährung festgehalten. Dieser Faktor ist nicht so wichtig wie der Taubenschlag. Wenn Sie also den Taubenschlag optimal haben und entsprechende Tauben, dann erst kann der Faktor Ernährung wichtiger werden. Weil man dadurch noch den einen oder anderen Erfolg mehr aus seinen Tieren herausholen kann.

Ernährung. Was ist das eigentlich? Futtermischungen gibt es eine ganze Menge auf dem Markt. Entsprechend der Jahreszeit kann ausgesucht werden. Die Taube hat entsprechend der Jahreszeit unterschiedliche Bedürfnisse. Was hat denn die Brieftaube für unterschiedliche Bedürfnisse? Welche besonderen Bedürfnisse sind das?

 

Aus dem Publikum: Die Tauben sollen nicht zu fett werden.

 

Alfred Berger: Nehmen wir das Beispiel dieser Jahreszeit. Die Tauben brauchen eine Ruhemischung. Darin soll ein großer Anteil an Rohfaser enthalten sein. Zum Beispiel Gerste. Oder Paddyreis. Warum Rohfaser? Rohfaser ist schwerer verdaulich. Es geht zum Teil unverdaut wieder heraus. Die Gerste, die heute meistens im Taubenfutter verwendet wird, hat einen geringen Rohfaseranteil. Aber sie enthält viel Kohlehydrate. Wenn sie also einen Anteil von 30 bis 40 % Gerste im Futter haben, dann haben Sie auch einen hohen Anteil an Kohlehydraten. Und was passiert mit den Kohlehydraten, die zur Ernährung nicht gebraucht werden? Sie gehen in die Fettpolster der Tauben. Die Taube ist darauf eingestellt, Kälteperioden, Mangelperioden usw. durchzustehen und daher werden Fettpolster angelegt. Wenn die Tauben natürlich frei fliegen können, wird lange nicht so viel Fett angesetzt.

Was macht der Mensch, wenn er sich in extremer Kälte aufhalten muss? Was machen zum Beispiel Eskimos? Sie essen extrem proteinreich. Fisch! Eiweißhaltig. Warum? Eiweiß erzeugt Wärme. Sie können das testen, wenn Sie auf nüchternen Magen Eiweiß essen. Essen Sie zum Frühstück ein Hähnchen, ohne Brot, ohne alles. Dann wird Ihnen richtig warm. Durch die Eiweißaufnahme. Der Körper verwandelt Eiweiß in Kohlehydrate. Wenn Sie sich nur eiweißreich ernähren, können Sie sich immer satt essen und sie verlieren sogar an Gewicht. Ganz einfach deshalb, weil der Körper mehr Energie verbrennt als er zu sich nimmt. Warum ich das hier erzähle? Das gilt alles auch für die Tauben. Wenn Sie das eiweißreiche Zuchtfutter jetzt in der Ruheperiode weiter füttern, werden die Tauben nicht so leicht fett. Etwas gestutzten Hafer – nicht geschälten Hafer – hinzu setzen und sie werden sehen, dass die Tauben nicht zu fett werden. Weil die Tauben den gestutzten Hafer auch nicht so gerne fressen. 10 % Anteil reichen. Was wir der Taube zufüttern, soll vom Bedarf abhängen. Und in der Ruhezeit ist kein großer Bedarf.

Die Eiweißzufuhr soll auch hormonelle Funktionen auf die Keimdrüsen haben. Mehr Eiweiß führt dazu, dass bei der Täubin mehr Eizellen und beim Vogel mehr Spermien heranreifen. Dass hat aber viel mehr mit der Tageslichtlänge zu tun. Für alte Vögel möchte ich empfehlen, diese nicht mehr von den Weibchen zu trennen. Setzen Sie ein spätjunges Weibchen hinzu, so bleiben die Hoden aktiv und es werden weiter Spermien produziert. Wenn die Spermiogenese erst einmal eingestellt wurde, ist es bei alten Vögeln manchmal schwierig, sie wieder in Gang zu bringen.

Also Futter ist dazu da, die Bedürfnisse zu decken. Das Taubenküken ist eines der wenigen Lebewesen, dass nach dem Schlupf innerhalb von 48 Stunden sein Gewicht verdoppeln kann. Dafür besteht ein erheblicher Eiweißbedarf. Nicht für die Alten, sondern für die Jungtauben. Daher sollten wir in der Aufzucht einen hohen Eiweißanteil zufüttern, um den Bedarf zu decken. Das ist auch in der Mauser sinnvoll. Wenn Sie in dieser Periode den Eiweißanteil erhöhen, mausert die Taube schneller. Futter – die reine Körnermischung – wird immer das wichtigste sein. Ergänzungsfuttermittel können immer nur Ergänzungen sein. Ergänzungsfuttermittel führen im Idealfall Nährstoffe zu, die im Körnerfutter nicht enthalten sind. Zum Beispiel Vitamin B2. Es erhöht in jedem Fall die Schlupfrate. Aber es muss auch nicht mehr gegeben werden als der Bedarf es verlangt.

Zum Futter gehört auch die Fütterung, wie Sie füttern. Krippe, Zellenfütterung. Oder nach 20 Minuten den Rest wegnehmen. Was ist dann mit dem Rest? Wer bekommt den? Die Tauben, die diesen fressen müssen, bekommen ja nur Reste. Selbst wenn sich die Hälfte meiner Tauben instinktiv richtig ernähren, dann ernährt sich die andere Hälfte nicht richtig. Ich möchte aber, dass alle meine Reisetauben richtig ernährt sind. Also optimiere ich meine Reisemischung. Und eins ist klar: für die Reise ist sehr viel Energie notwendig. Früher fütterten wir, dass nach dem Flug erstmal entschlackt wurde, dann baute man Mitte der Woche die Muskulatur wieder auf und am Ende der Woche wird Energie zugeführt. Aber ist die Dreiphasenfütterung auch bedarfsgerecht?

 

An der Uni Saarbrücken hatte seinerzeit Professor Nachtigall mit Tauben Windkanalversuche gemacht. Wenn man deren Ergebnisse betrachtet, wundert man sich. Um 10 Stunden zu fliegen braucht die Taube eine Energiemenge, die in 180 Gramm(g) eines sehr energiereichen Taubenfutters enthalten ist. Das erste Taubenfutter, das ich entwickelt hatte, war 14 M. Es war ein energiereiches Taubenfutter. 180 g dieser Mischung würde die Taube für 10 Stunden am Himmel benötigen. Jetzt überlegen Sie bitte. Die letzten vier Mahlzeiten vor dem Einsetzen müssten dann aus jeweils 45 g dieser Mischung bestehen. Diese Menge schaffen die Tauben nicht pro Mahlzeit, höchstens am Tag. Man muss also viel früher schon energiereich Füttern. Sie werden fragen, wann fliegen die Tauben denn heute noch 10 Stunden? Aber bedenken Sie, wenn die Taube nur in der Zelle sitzt oder im Schlag, verbraucht sie auch schon Energie, zusätzlich dann beim Training am Schlag. Daraus kann man leicht erkennen, dass wir die Tauben die ganze Woche über energiereich füttern müssen. Die letzten vier Mahlzeiten reichen nicht aus. An Ergänzungsfuttermitteln können sie geben was sie wollen, Öle und Ähnliches. Aber die Menge an Energie wird vor allem über die Körner zugeführt. Wenn ich zum Beispiel 20 % an geschälten Sonnenblumenkernen dem Mischfutter hinzu gebe, dann möchte ich aber auch, dass alle meine Reisetauben 20 % davon bekommen. Nicht dass die Hälfte der Witwer alle Sonnenblumenkerne frisst und die anderen bekommen wenig oder nichts. Je optimaler eine Futtermischung wird, wird die Art der Fütterung auch immer wichtiger. Die Taube darf selbst nicht zu viel im Futter selektieren. Wenn ich mir die Arbeit gemacht habe, das Futter mit den verschiedenen prozentualen Anteilen zusammen zu stellen, dann möchte ich auch, dass die Tauben zu gleichen Anteilen das Futter aufnehmen. Ich könnte es ja auch mahlen und daraus Pellets herstellen, dann hätte jede Taube den gleichen Anteil. Pellets haben sich aber nicht durchgesetzt. Extrudate schon eher, ein aufgeschlossenes Korn. Wenn eine extra Körnersorte (Pellet) im Mischfutter ist, müssen Sie auch die Art der Fütterung verbessern, damit jede Taube den vorgesehenen Anteil davon bekommt. Zellenfütterung wäre eine Lösung.

Aber es fängt doch schon bei den Jungtauben an. In dem Moment, in dem sie abgesetzt sind. Die eine frisst zuerst Erbsen, die andere frisst Mais, wieder andere überhaupt keinen Mais. Diese Erfahrung habe ich selber gemacht. Ein Vogel von mir flog auf allen Touren mit zwei Nächten Korbaufenthalt keine Preise. Bei der Zellenfütterung habe ich dann später festgestellt, dass er keinen Mais fraß. Nächsten Winter habe ich ihn gezwungen, Mais zu fressen. Im nächsten Jahr flog er jeden Flug mit Donnerstag Einsetzen Spitze bis zur zweiten Kreismeisterschaft. Mais finde ich für die Fütterung im Kabi auch recht gut, wegen seiner geringen Oberfläche im Verhältnis zum Volumen. Er wird ja auch im Kabi bevorzugt gefüttert. Also, gutes Futter, damit hört es nicht auf. Es kommt auch auf die Art an, wie Sie füttern. Toni van Ravenstein hat zum Beispiel einmal in den Ovator „Gewusst Wie“ Heften beschrieben, dass er das Futter für die Jungen siebt. Die Jungen sollten lernen, die großen Körner zu fressen. Man kann die Komponenten auch mal getrennt geben. Nur Mais, um zu sehen ob alle ihn fressen.

Nun möchte ich noch etwas weiter gehen. Wir werfen einen Blick auf den Verdauungstrakt. Eine Taube, die am Einsatztag fettreiche Komponenten aufnimmt, verdaut diese sehr schnell. Das was am Einsatztag abends etwa um 16 bis 17 Uhr gefüttert wird, kann die Taube am nächsten Tag noch zur Energiegewinnung heran ziehen. Sie braucht keine lange Zeit. Das können Sie selber feststellen. Wenn die Taube vom Flug kommt trinkt sie zuerst einmal. Wenn Sie dann das füttern, was die Taube am Einsatztag zuletzt bekommen hat, dann ist nach 1 bis 1 1/2 Stunden der Kot schon wieder gebunden. Das Grüne kommt von der Galle. Denn sie hat keine Gallenblase. Der grüne Kot hat nichts mit fliegen zu tun, sondern nur weil sie kein Futter aufgenommen hat. Und da bin ich schon bei der Entschlackung nach dem Flug. Sie müssen den Darm nicht entschlacken. Während des Wettfluges passiert nichts im Darm, was uns veranlassen sollte, rohfaserreiches Futter zu geben. Das Erste, was der Körper will, ist Energie aufbauen. Was machen die Meisten? Rohfaserreiches Futter geben. Die Tauben brauchen aber energiereiches Futter nach dem Flug.

Wie stellen Sie das Futter vom Winterfutter auf das Zuchtfutter um. Sie machen alle eine langsame Umstellung, immer etwas mehr von der neuen Sorte. Sie machen das so weil Sie wissen, wenn sie von einem auf den anderen Tag umstellen, hat der Verdauungstrakt damit Stress und kann Verdauungsprobleme bekommen. Aber es gibt immer noch Züchter, die während der Reisezeit in einer Woche drei grundverschiedene Futtersorten geben. Das ist Stress für den Verdauungstrakt. Und wenn wir über Gesundheit sprechen als eine der Voraussetzungen für den Erfolg, dann müssen wir den Darm beachten. Gesundheit kommt vom Darm. Wir müssen während der Reise Futterumstellungen vermeiden und die ganze Woche energiereich füttern. Jede Futterumstellung bringt unnötigen Stress. Deshalb füttere ich heute nur noch eine Sorte während der Woche. Die Komponenten in solchen Reisemischungen sind aber teuer. In einer von mir entwickelten Mischung betrug der Hanfgehalt 8 %. Ich hätte gerne einen noch höheren Anteil gehabt. Aber dann lässt sich solch eine Mischung nicht mehr verkaufen. Im Jahr 2008 hatte ich mir eine eigene Mischung für das ganze Jahr als Basismischung zusammengestellt die nicht für den Verkauf gedacht war. Von dieser Mischung hatte ich damals an drei Sportfreunde einige Säcke für die Reise abgegeben und alle drei wurden damit 1. RV-Meister. Danach wurde ich immer öfter auf diese Mischung angesprochen bis wir diese dann auch angeboten haben. Das Futter war richtig teuer, der Sack beim Händler ca. 28 Euro, da ich bei der Zusammenstellung nicht auf den Verkauf geachtet habe. Durch diese Mischung werden Fehler, die man bei der Fütterung während der Reise machen kann minimiert, und am erfolgreichsten ist am Ende sicher auch der Züchter, der insgesamt die wenigsten Fehler macht.

Bevor ich nun weiter mache, möchte ich noch einmal das Wichtigste hervorheben: 1. Taubenschlag, 2. gute Tauben, 3. leistungsoptimierte Fütterung. Leistungsoptimierte Fütterung ist also die Basis für das, auf was ich jetzt eingehen möchte. Sie kann nur zu Verbesserungen führen wenn bei den ersten Punkten keine entscheidenden Fehler gemacht wurden.

Was wäre denn jetzt noch ein für Sie spannendes Thema, auf das ich eingehen soll. Ich habe Ihnen zur Orientierung auch meinen Katalog, den Röhnfried Courier 2015, mitgebracht. Darin können Sie auch Einiges nachlesen, was ich aufgrund der kurzen Zeit hier nicht erklären kann. Zu welchem Thema möchten Sie noch mehr hören?

 

Aus dem Publikum: Infektionsdruck senken…

 

Alfred Berger: Infektionsdruck senken? Warum überhaupt Infektionsdruck senken. Da bin ich natürlich beim Thema Gesundheit. Wir haben im Taubensport ein Phänomen. Es gibt keine Tierart, bei der so viele Tiere aus unterschiedlichen Beständen in ein Fahrzeug zusammen und anschließend wieder nach Hause kommen. Normaler Weise werden Tiere zusammen zum Schlachthof gefahren. Da interessiert uns der Infektionsdruck nicht mehr. Relativ viele Tiere auf engem Raum ergeben immer einen erhöhten Infektionsdruck. In dem Zusammenhang stellt sich aber erst einmal die Frage „Was ist überhaupt Gesundheit?“ Sie ist nicht die Abwesenheit von Krankheitserregern. Gesundheit ist eher das Gleichgewicht zwischen Krankheitskeimen und der Widerstandsfähigkeit also der Immunität der betroffenen Tiere.

 

In bestimmten Stress-Situationen ist dieses Gleichgewicht gestört. Typisches Beispiel ist die Jungtaubenkrankheit. Die Jungtauben kommen zum ersten Mal in den Kabinenexpress und drei Tage später erkrankt der Bestand mehr oder weniger stark. Wir müssen dabei beachten, dass von der Ansteckung bis zum Ausbruch einer Krankheit eine so genannte Inkubationszeit besteht. Und diese ist bei den für die Jungtaubenkrankheit bekannten Krankheitskeimen länger als nur drei Tage. Das heißt also, dass bereits vor dem Aufenthalt im Kabi im Bestand Krankheitserreger vorhanden gewesen sein mussten. Sie haben dann in der Stresssituation die Oberhand gewonnen. Die Keime waren also schon vorher da und hatten bei den widerstandsfähigen Jungtieren ohne große Stressfaktoren keine Probleme bereitet. Als ich meine Tauben in Düsseldorf hatte, war in direkter Nachbarschaft ein Schrottplatz. Da gab es manchmal enorme Erschütterungen. Meine Tauben waren so Stress gewohnt. Das war für sie normal. Sie konnten mit Stress umgehen. Deshalb kann man auch im Taubenschlag ein Radio laufen lassen. Die Tauben sind dann Stimmen gewohnt. Oder erinnern sie sich an den Bericht mit den Luftballons im Jungtierschlag zur Verhinderung der Jungtierkrankheit. Alles Faktoren die mit Stressgewöhnung zusammen hängen. Denn 70 % der Jungtauben-Bestände tragen Circo-Viren und unter großem Stress vermehren diese sich explosionsartig und verursachen eine partielle Immunschwäche in der sich alle Krankheitskeime stark vermehren und so einen großen Infektionsdruck aufbauen.

Unser Ziel ist es also ganz einfach, den Infektionsdruck mit natürlichen Mitteln, die keine Nebenwirkungen haben oder sonstigen Schaden anrichten, zu senken. Was also tun?

Der wichtigste Übertragungsweg im Taubenschlag ist die Tränke. Wer die Tauben beim Trinken beobachtet weiß, dass diese immer erst kosten und „hineinspucken“ bevor sie trinken. Um diesen Übertragungsweg zu unterbrechen kann man gezielt Präparate einsetzen, um den PH-Wert des Trinkwassers auf 4,5 zu senken. Beim pH-Wert im Trinkwasser von unter 4,5 können sich die Krankheitskeime nicht mehr ansiedeln und vermehren.

Dazu dient das Produkt Avidress plus, ein Ergänzungsfuttermittel als Tränkenschutz. Damit können sich Krankheitskeime in der Tränke nicht mehr vermehren. Die Tränke kann mehrere Tage im Schlag stehen, ohne dass sich Krankheitskeime vermehren. Dadurch sind auch Trichomonaden, die sich sonst im Kropf der Tauben befinden, viel seltener geworden, was wir immer wieder sehen wenn Tauben dem Tierarzt vorgestellt werden. Durch den niedrigen PH-Wert werden aber die gewünschten und gutartigen Keime geschont.

avidress

Infektionsdruck senken! Was haben wir noch für Möglichkeiten? Knoblauch und Zimt z. B. kennen Sie aus der Küche. Allicin im Knoblauch hat eine stark antibakterielle Wirkung. Viele geben deshalb auch Knoblauchzehen in die Tränke, was schon ein richtiger Ansatz ist. Aber leider ist Allicin nicht stabil. Über die Gefriertrocknung von Knoblauch wurde das Jungtierpulver von Röhnfried entwickelt. Es ist ferner reich an essentiellen Aminosäuren mit immunologisch aktiven Antikörpern aus Rinderkolostrum und Eigelb. Es enthält gefriergetrockneten Knoblauch und darmaktive Pulvercellulose. Prebiotische Bestandteile stabilisieren die Darmflora. Allicin wirkt auch bei Salmonellen, ähnlich wie ein Antibiotikum. Und wird nicht ins Blut aufgenommen, was ein großer Vorteil ist. Das Immunsystem, das sich zu 70 % im Darm befindet, wird aktiviert. Einen Punkt will ich noch ansprechen, der mir sehr wichtig ist. Jungtierpulver erhöht über Beta-Glucane die Reaktionsgeschwindigkeit des Immunsystems. Mit diesem Produkt kann man also auch effektiv den Infektionsdruck senken und die Immunität fördern.

jungtierpulver

Ein anderer Aspekt sind die Regenerationsprozesse der Muskulatur nach dem Wettflug. Aus neuesten Studien habe ich gelernt, dass man in den ersten 20 Minuten nach dem Wettkampf Aminosäuren und Kohlehydrate in konzentrierter Form aufnehmen sollte und was die Muskelregeneration effektiv fördert. Deshalb unsere neueste Empfehlung. Als allererste Tränke nach dem Wettflug sollte man der Taube Bt-Amin forte anbieten, denn es dient in Kombination mit leicht den verdaulichen Kohlenhydraten Mumm zur schnellen Regeneration. Es enthält hoch dosierte kurzkettige Aminosäuren, Elektrolyte und B-Vitamine. Die essentiellen Aminosäuren stellen vor allem während der Reisezeit und bei Medikamentenkuren eine optimale Entlastung dar.

bt amin

In diesem Zusammenhang muss ich unser Produkt Entrobac ansprechen. Auf der Deklaration vieler Wettbewerbsprodukte steht „für Masthühner“. Die im Entrobac enthaltenen Bakterien sind explizit für Tauben zugelassen, da man hier nachweisen konnte, dass diese auch aktiv im Darm ankommen, also dort wo die Wirkung gewünscht wird. Für Tauben also absolut geeignet. Es enthält probiotische Bakterien und spezielle Prebiotika, die für eine optimale Besiedlung der Darmflora benötigt werden. Der enthaltene Bakterienstamm ist zudem gegen viele Antibiotika stabil und deshalb wird empfohlen, es parallel zu einer evtl. Antibiotika-Behandlung einzusetzen. Jedes Antibiotikum schädigt die Darmflora. Deshalb gleichzeitig Entrobac nutzen. Schadkeime wir E.Coli, Salmonellen und Clostridien werden zurück gedrängt. Das Produkt zeigt auch gegen Schimmelpilze im Verdauungstrakt seine besondere Wirkung.

Entrobac

Ich weiß, dass ich sehr theoretisch bin. Warum? Was ich hier zeige und sage, beruht auf der Grundlage von wissenschaftlichen Erkenntnissen. Ich möchte Sie sensibilisieren. Sie selbst müssen für sich entscheiden, welche Elemente in einer Woche der Reisezeit am wichtigsten sind. Denken Sie an die Faktoren Schlag, Tauben, Gesundheit. Umgang mit den Tauben und Motivation kommen hinzu. Motivation ist nicht alleine das Zeigen der Weibchen vor dem Einsetzen.

Aber wie können wir noch den Infektionsdruck senken?

 

Aus dem Publikum: Nur die Hälfte der Tauben halten.

 

Alfred Berger: Geht auch. Aber darauf wollte ich nicht hinaus.

 

Aus dem Publikum: Obstessig in das Trinkwasser der Tauben geben.

 

Alfred Berger: Dann müssen sie den Anteil an Obstessig so hoch wählen, dass Ihre Tauben dieses Gemisch nicht mehr trinken werden, denn erst bei einem pH-Wert von 4,5 macht das Ansäuern des Trinkwassers einen Sinn. Aber ich habe noch etwas viel Kostengünstigeres. Hygiene, Hygiene im Taubenschlag. Machen Sie öfters den Taubenschlag sauber! Boden kratzen, alles sauber machen. Meine besten Reisejahre waren immer die, in denen ich vor der Saison eine besondere Hygiene durchgeführt habe. Alles raus aus dem Schlag, Zellen, Rahmen, alles was sich bewegt und nass abstrahlen. Das kostete Arbeit. Aber es war sehr nachhaltig und sorgte für mehr Gesundheit.

 

Aus dem Publikum: Sie haben noch Punkt 6 nicht angesprochen. Wie können wir die Atemwege frei halten?

 

Alfred Berger: Dafür gibt es auch wieder zwei Wege. Das wäre die Hygiene wie eben gesagt. Viel Probleme bereiten auch die Clamydien. Wenn sie Clamydien im Bestand haben, brauchen sie 20 Tage für eine sinnvolle Behandlung. In fünf Tagen ist nichts zu machen. Der Schlag muss desinfiziert werden. Das vergessen die Meisten. Die Wiederansteckung muss vermieden werden. Sie können dann über die ganze Saison die Atemwege frei halten. Dazu haben wir wieder ein Produkt anzubieten. Avimycin für freie Atemwege. Es unterstützt auf der Basis von Meerrettich und Kapuzinerkresse die Atemwege der Taube. Das Produkt enthält in hoher Konzentration die Vorstufen von Senfölen. Erst mit der Fütterung wird deren Aktivität richtig entfaltet, da sie nach der Aufnahme zuerst ins Blut aufgenommen werden und anschließend vom Blut in die Lunge. Dort wirken die Senföle sehr stark antibiotisch. Die Tauben atmen sie sozusagen aus und bekämpfen so von innen heraus Belastungen der Atemwege. Unser Produkt Avisana gegen tränende Augen. Es wirkt auch reinigend für die Schleimhäute der Nase, bei Wunden und Verletzungen. Die betroffenen Stellen werden nach dem aufträufeln mit probiotischen Bakterien besiedelt. Eine so genannte Schleimschicht wird gebildet die wie ein Schutzschild fungiert. Wenn Tauben im Kabi Erreger aufnehmen, können sich diese nicht mehr so leicht an der so behandelten Taube ansiedeln. Hätten die Tauben keine Schutzschicht, würde diese sich viel leichter mit Erregern anstecken. Also auch ein Weg den Infektionsdruck zu senken.

 

Und jetzt möchte ich mich ganz herzlich bedanken bei denen, die mir ihre Aufmerksamkeit geschenkt haben. Ich wünsche Ihnen Gesundheit. Denn wenn wir selber gesund sind, dann schenken wir auch den Tauben mehr Aufmerksamkeit. Aufmerksam muss man sein. Dazu noch eine kleine Story, eine Anekdote. Woran erkennt man den guten Züchter? Woran den Spitzenzüchter und den Züchter, der seine Preise nicht macht? Alle drei gehen heute mit der Erkenntnis nach Hause, vielleicht am Schlag etwas zu verbessern, sagen wir am Dach des Schlages ein Dachfenster einzubauen. Der schlechte Züchter sagt „Die Reise beginnt Anfang Mai, na bis Ende März hab ichs gemacht“. Der gute Züchter sagt „Alleine tue ich mir schwer, aber zwischen den Feiertagen hab ich das mit meinem Freund gemacht“ und der Spitzenzüchter sagt nichts, denn der hatte es schon lange gemacht!

Vom Mündlichen ins Schriftliche übertragen von Hans Brühl.

hans brühl mit taube

Quelle: TaubenMarkt

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