Wolfgang Roeper – 1. Deutscher Verbandsmeister mit Jährigen 2015…


roeper 2015

Als wir uns Anfang Oktober nach Kummerfeld aufmachten, um einen Bericht über Wolfgang Roeper zu schreiben, machte ich mir Gedanken, wie ein Mann, der in diesem Jahr vorbehaltlich zum wiederholten Male eine Deutsche Meisterschaft errungen hatte, wohl das Reisejahr zusammenfassen würde. Die Antwort von Wolfgang darauf war sehr interessant: „Ich würde sagen, dass das Reisejahr gut, aber nicht sehr gut verlief.“ Da musste ich ehrlich gesagt schon ein bisschen schmunzeln. Mit der Reiseleistung seiner Jährigen war der „graue Wolf“ aus Kummerfeld zufrieden, jedoch sind seine alten Tauben nicht wie gewohnt in die Spitze gekommen. Wer jetzt denkt, dass Wolfgang darin Pech vermutet, der hat weit gefehlt: „Die Alten, vorwiegend die Tauben aus dem Jahrgang 2012, hatten schlichtweg nicht die Qualität und deshalb sind sie nicht besser gekommen“, so Wolfgang.

Der Schlüssel zum Erfolg

In Kummerfeld ist man der Meinung, dass Taubensport im Grunde genommen sehr einfach ist: Man benötigt als erstes gute Tauben, eine funktionierende Schlaganlage und eine gute Versorgung. Diese drei Faktoren gepaart mit einer fortwährend strengen Selektion müssen zum Erfolg führen. Ein alter Vogel muss in Kummerfeld von 12 Einsätzen mindestens 9 Preise fliegen; bei einem Jährigen genügen 6 bis 8 Preise, wobei dabei mindestens 3 – 4 an der Spitze verbucht werden sollten.

Die Tauben

In diesem Jahr waren es überwiegend die jährigen Vögel, die die Fahne des Schlages hochgehalten haben. Es sind vor allem wieder die Söhne der ehemaligen As- und Olympia-Tauben, die schon jetzt eine sehr gute Nachzucht gebracht haben. Da sind zum Beispiel der „220“, „16“, „114“, „101“, „412“, „303“, „593“, „394“, der 2. As-Vogel auf Bundesebene 2012, der „6241“, sowie 7 Kinder des ersten As-Vogel 2012  „272“ die für eine super Nachzucht sorgen. Wolfgang verfolgt seit Jahren die Philosophie, dass die Guten auch wieder aus den Guten fallen. „Heutzutage kaufen die meisten Züchter doch die Abstammung, die möglichst größer sein muss, als eine Zeitung, und nicht die Taube. Da hat der Ururgroßvater mal gut geflogen.“ Sein bester Vogel mit 11/10 und allen Preisen im ersten Zehntel in diesem Jahr stammt aus dem „394“, der selbst 6-mal den 1. Konkurs fliegt. Trotzdem versucht sich Wolfgang jedes Jahr mit gekauften Jungen zu verstärken, denn Stillstand ist, seiner Meinung nach Rückschritt. Im Jahre 2014 hat er bei Freddy und Jaques Vandenheede Junge gekauft, ist mit ihnen gereist und sehr zufrieden. 2015 kaufte er bei Theo van Genechten wieder Jungtauben, die er auch wieder gereist hat. Dabei sind ihm am liebsten Junge, die aus den Toppern der Fremdschläge stammen. Diese müssen sofort auf der Reise ihre Tauglichkeit beweisen. „Dies ist zwar ein teurer, aber meiner Meinung nach der schnellste Weg zum Erfolg“, so Wolfgang. Wenn man sich verstärken will, sollte man also direkt die Nachzucht aus Leistungstauben kaufen.

Das System

Seit vielen Jahren wird hier die Methode der trockenen Witwerschaft praktiziert. Die Tauben erhalten im Winter nur gelegentlich Freiflug und werden ca. am 1. März angepaart. Wenn die Eiablage erfolgt ist, dürfen sie 5 bis 7 Tage brüten und werden dann getrennt, um dann 3 Wochen später erneut verpaart zu werden, damit sie am letzten Vorflug Vollwitwer sind. In dieser Zeit führt Wolfgang seine Mannschaft langsam an die Saison heran. Zuerst müssen sie nur 5 bis 10 Minuten fliegen, was bis zum Saisonanfang auf bis zu 30 Minuten gesteigert wird. Innerhalb der Reise sollten die Vögel morgens und abends ca. eine halbe Stunde fliegen. Dazu werden die Fenster/Anflüge geschlossen und wenn Wolfang spürt, dass die Tauben nicht mehr fliegen wollen, öffnet er die Fenster und die Witwer können landen oder noch weiterfliegen, wie es ihnen beliebt. Dass die Trainingszeit nicht so eng genommen wird, konnte ich bei einem früheren Besuch innerhalb der Saison feststellen. Wolfgang ließ damals die Vögel zum abendlichen Freiflug raus und nach ca. 10 Minuten saßen sie schon wieder vor dem Anflug und wollten in den Schlag. Ich fuhr gespannt nach Hause und fragte mich, wie sich das wohl in dem Ergebnis am Wochenende widerspiegeln werde. Das Ergebnis war sehr eindrucksvoll: die ersten 3 Konkurse im Regionalverband und 87,5% Preisausbeute.

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Medizinische Begleitung

Wenn die Tauben das 2. Mal im Frühjahr brüten, wird eine prophylaktische Kur mit Ronidazol durchgeführt. Dies ist aber auch die einzige vorbeugende Kur, die in Kummerfeld gemacht wird. Für eine medizinische Grunduntersuchung werden 4 bis 6 möglichst jährige Vögel einer gründlichen Untersuchung, auch auf Chlamydien, von Dr. Mathias Warzecha unterzogen. Vor der Saison werden die Vögel für gewöhnlich nur 2- 3-mal privat 5 -15 km trainiert, kommen aber für 4 Vorflüge in den Kabinenexpress. Aufgrund der ungünstigen verkehrstechnischen Anbindung Kummerfelds müsste Wolfgang durch den Hamburger Stadtverkehr, um seine Tauben in Flugrichtung zu trainieren. Wolfgang Roeper sagt dazu: „Die Leistungen stimmen auch so und ich habe keine Lust, die Tauben stundenlang trainieren zu fahren. Da liege ich lieber im Liegestuhl und lasse den lieben Gott einen netten Mann sein.“

Versorgung mit Röhnfried

Die Jungtauben erhalten vom Absetzen bis zum Anfang des Reisegeschehens regelmäßig Gervit-W und Rotosal. Außerdem bekommen alle Tauben täglich frischen Taubenfreund Grit mit Anis. Von diesem Grit verfüttert Wolfgang mindestens 30 Eimer pro Jahr, weil die „Tauben ihn sehr gut aufnehmen“. Neben dem frischen Grit erhalten seine Witwer alle zwei Tage zwei klein gebröselte Lecker-Steine in runden Emaille-Töpfen. „Wenn die Tauben mich mit dem Topf kommen sehen, dann laufen sie schon auf mich zu und sind darauf versessen“, so Wolfgang. In der Tränke befindet sich seit mehr als 2 Jahrzehnten jeden Dienstag Blitzform und darauf soll auch in Zukunft nicht verzichtet werden. Ansonsten wird es bei der Versorgung sehr einfach gehalten. Die Tauben werden von Woche zu Woche gleich geführt. Eine Ausnahme macht der „graue Wolf“ allerdings bei der Fütterung. Vor einem 500er und 600er erhalten die Tauben extra Cribs-Mais und erst danach ihre energiereiche Körnerration. Diese verbleibt dann für ca. 15 Minuten im Trog und wird dann entfernt.

Auf eine Besonderheit möchte ich den Leser allerdings noch aufmerksam machen: Jeder Witwer bekommt nach jeder Fütterung Erdnüsse von Wolfgang in der Zelle aus der Hand gefüttert. Am Sonntagfrüh und Sonntagabend verteilt er jeweils 1 Nuss, am Montagfrüh und Montagabend jeweils 2 und erhöht die Nussration, bis am Donnerstag nach beiden Fütterungen ein Witwer jeweils 5 Erdnüsse bekommt. Dies füllt die wichtigen Fettreserven der Tauben und stärkt die Bindung zwischen Züchter und Tier ungemein. Sollte dieses Verhältnis nicht stimmen, sind von Wolfgangs Seite keine großartigen Leistungen zu erwarten, denn er ist davon überzeugt, dass ein Witwer in erster Linie auf sein Territorium fliegt und somit durch die tägliche Zuneigung motiviert wird.

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Medikamente in der Reise

Da man nur selten das Vergnügen hat, mit so einem Spitzenspieler zu diskutieren, wollte ich von Wolfgang wissen, wie er zu wöchentlichen Antibiotikagaben in der Saison steht. Wolfgangs Meinung war dazu eindeutig: „Diesen Leuten ist im Grunde nicht zu helfen. Mit der wöchentlichen Antibiotikagabe zerstöre ich andauernd die Darmflora, die dann ja wieder neu aufgebaut werden muss. Ich bin der Meinung, dass man eine Saison sehr gut ohne Antibiotikum, aber nicht ohne Ergänzer wie Blitzform, Lecker-Stein, Grit, Mineralpulver und Konditionspulver auskommt. Wenn meine Witwer 4 Jahre super Leistungen gebracht haben, möchte ich ja auch noch aus diesen Tauben mindestens 5 oder 6 Jahre züchten und ob ich das mit Tauben schaffe, die ein Leben lang mit Antibiotika vollgepumpt werden, da besteht bei mir ein großes Fragezeichen.“

Wolfgangs Weibchenspiel

Das Weibchenspiel bei Wolfgang ist, wie bereits bekannt, nicht vorhanden: „Wenn ich 20 oder 30 Jahre jünger wäre, dann würde ich nur mit Weibchen spielen“, sagt er. Er berichtet, dass die Nationalsieger in Belgien meistens Weibchen sind, denn sie regenerieren schneller, kämpfen in der Kabine nicht so sehr, sind leichter zu führen und verkraften einen schlechten Flug auch schneller als ihre männlichen Artgenossen. Vielleicht könnte ja der ein oder andere ambitionierte Sportsfreund diesen Tipp aufnehmen, um sich so auf den Taubensport besser fokussieren zu können.

Alles in allem entsteht bei einem Besuch bei Wolfgang immer der Eindruck, dass es kaum was Leichteres gibt, als den erfolgreichen Taubensport auszuüben. Doch einfach ist hier nicht mit leicht gleichzusetzen

… Wenn es doch so einfach wäre!

Beste Flüge 2015

1. Flug 152 km gegen 2.248 Tauben: 8., 20., 23., 24., 26., … (43/33)

3. Flug 264 km gegen 2.060 Tauben: 2., 3., 4. , … (42/34)

4. Flug 326 km gegen 5.441 Tauben: 9., 12., 15., 18., 28a., … (41/39)

6. Flug 407 km gegen 4.705 Tauben: 1., 2., 3., 11., 37., 36., … (40/35)

10. Flug 407 km gegen 3.230 Tauben: 1., 2., 6., 8., 10., 11a., 11b. , … (34/29)

11. Flug 326 km gegen 2.838 Tauben: 1a., 1b., 3., 4., 9. , … (32/3

von Frederik Wolf

 

Weitere Videos von Röhnfried finden Sie hier…(click)


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