Im JULI 2017 – von Dr. Peter Boskamp…


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Alle Jahre wieder – ADENO-COLI SYNDROM

Es gibt einige Krankheiten, die während der Flugsaison die Gesundheit der Tauben ernsthaft bedrohen können und damit die Flugleistungen deutlich beeinflussen. Wir meinen hier das Adeno-Coli-Syndrom.Bei diesem „Syndrom“ spielen zwei Krankheitserreger eine Rolle. Erstens das Adenovirus und zweitens die E.Coli-Bakterie. Wenn wir über dieses Syndrom sprechen, meinen wir eine Krankheit, die vor allem bei jungen Tauben, ungefähr bis zu einem Jahr, vorkommt. Ältere Tauben werden nicht oder seltener von diesem Krankheitsbild befallen. Man sieht die Entstehung der klinischen Merkmale, wenn junge Tauben Streß ausgesetzt werden, z.B. beim Einkorben für Trainingsflüge. Aber auch bei anderen streßvollen Umständen wie Überbevölkerung im Schlag kann es zum Ausbruch der Krankheit kommen.
Die Symptome sind genügend bekannt. Viel Trinken, schlechter Appetit, erbrechen und wasserdünner Durchfall sind die auffälligsten Symptome. Die Kondition verschlechtert sich schnell und es kommt zum Gewichtsverlust. Die Krankheit verbreitet sich rasend schnell im Schlag. Innerhalb von 48 Stunden können alle jungen Tauben krank sein. Eine saubere Infektion mit dieser sogenannten klassischen Form von Adenovirose kann innerhalb einer Woche genesen. Voraussetzung ist dann aber, daß keine anderen verkomplizierenden Krankheiten mitspielen, z.B. die E.Coli-Bakterie. Und da dies sehr oft der Fall ist, spricht man darum oft vom sogenannten Adeno-Coli-Syndrom. Gerade durch die Ansteckung mit der E.Coli-Bakterie kann sich das Krankheitsbild verschlechtern und die Tauben können schnell weiter entkräften, abmagern und grüne stinkende Ausscheidungen bekommen. Auch der Tod kann als Folge der durch die E.Coli-Bakterie verursachten Komplikationen eintreten. In ernsten Fällen einer Ansteckung mit dem Adenovirus können Tauben auch in Folge der Schwächung und Beschädigung der Leber sterben. Tauben mit ernsthafter Beschädigung der Leberzellen genesen meistens nur langsam vom Adenovirus. Als Folge des Rückstands in der Flugerfahrung und Kondition sind die Flugleistungen nach Genesung oft auch nicht zufriedenstellend.
Das Adenovirus der klassischen Form von Adenovirose verursacht eine sogenannte „Catarrhale Enteritis“. Das Virus dringt hierbei in die Darmzellen ein und verursacht Schäden an der Darmwand. Durch Beschädigung der Darmwand verliert die Taube u.a. Eiweiße. Diese bilden einen guten Wachstumsboden für Bakterien, die normal im Darm anwesend sind, wie E-Coli. Diese E.Coli-Bakterie vergrößert den Schaden an der Darmwand. Der Tod tritt dann häufig als Folge der durch diese Bakterien verursachten Komplikationen (u.a. Blutvergiftung) ein. Treten keine Komplikationen auf, dann können die Tauben innerhalb einer Woche von der Ansteckung mit dem Adenovirus genesen.
Was sehen wir aber echt in der Praxis? Eine große Variation in der Schwere der Symptome. In einigen beschränkten Fällen werden Tauben sich innerhalb einer Woche von der Ansteckung mit dem Adenovirus erholen und der Schaden bleibt begrenzt.
Treten Komplikationen durch die E.Coli-Bakterie auf, dann kann der Krankheitsverlauf viel ernsthafter sein und der Genesungsprozeß viel langsamer verlaufen. Die Möglichkeit, daß eine E.Coli-Bakterie ihre verschlimmernden Symptome verursachen kann, hängt von der Abwehr der jungen Tauben ab. Haben die Jungen z.B. auch noch Last mit einer Ansteckung mit Trichomonaden, Hexamitiasis oder Ornithose, dann wird das Krankheitsbild durch die weiter geschwächte Abwehr noch dramatischer verlaufen. Das Adeno-Coli-Syndrom kann zu Recht als sogenannte „Multifaktoren-Krankheit“ bezeichnet werden.
Andere schwächende Krankheiten wie Hexamitiasis oder Trichomonaden, mit einer geschwächten Abwehr als Folge, Streßfaktoren wie Einkorben, ein übervoller Schlag u.a. spielen alle eine wichtige Rolle im Schweregrad der Krankheit.
Es ist deutlich, daß sich unsere Aufmerksamkeit bei jungen Tauben vor allem auf das optimale Halten der Abwehrkräfte der Tiere richten sollte.
Die Diagnose läßt sich anhand der klinischen Symptome, des Lebensalters, worin die Symptome meistens auftreten, und des saisongebundenen Charakters meist mit großer Sicherheit stellen. Trotzdem sollte man bei diesen Symptomen auch an Krankheiten wie Paramyxovirus-Infektion, Herpesinfektion, Streptococcose, Hexamitiasis und Salmonellose denken. Sicherheit, daß man es mit dem Adenovirus zu tun hat, bekommt man durch Einführkörperchen in den Leberzellen und der Darmschleimhaut.
Bei der Bekämpfung der Krankheit kann man noch keine präventive Impfung einsetzen. Das Adenovirus bei Tauben gehört zu einer anderen Gruppe als das Adenovirus, das bei der Bekämpfung von EDS bei Hühnern eingesetzt wird. Dieser Impfstoff ist schon öfter bei Tauben eingesetzt worden. Unserer Erfahrung nach ist eine einmalige Impfung mit diesem Impfstoff bei der Bekämpfung des Adenovirus bei Tauben nicht wirksam. In belgischen Publikationen ist die Rede von positiven Resultaten, wenn die jungen Tauben mehrere Male hintereinander mit diesem Impfstoff geimpft werden.
Wir konnten dies noch nicht feststellen.
Es gibt bekannter Weise noch keine Medikamente gegen Virusinfektionen. Dies bedeutet, daß die Bekämpfung sich vor allem auf das Anpacken der sekundären bakteriellen Infektionen, die Schlaghygiene, die Prävention von Streß und die Erhöhung der Abwehr von jungen Tauben richten muß.

 

Bekämpfung sekundärer bakterieller Infektionen

Bei dem Adenovirose-Coli-Komplex haben wir es bei den sekundären Infektionen vor allem mit E.Coli zu tun. Diese Bakterie kommt in 97% der Därme von Tauben vor. Sie kann also mehr oder weniger als normaler Darmbewohner angesehen werden. Aber durch die Veränderungen als Folge der Adeno-Virusinfektion im Darm kann diese Bakterie sich plötzlich stark vermehren. Die Giftstoffe, die diese Bakterie hervorbringt, können durch die Darmschädigung die Darmwände passieren und eine Blutvergiftung verursachen. In diesem Stadium kann man der Taube meistens nicht mehr helfen. Der Großteil überlebt dieses Stadium nicht.
Es ist also sehr wichtig, diese starke Vermehrung der Coli-Bakterie zu vermeiden. Einige Mittel haben eine ganz gute Wirkung. In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, die Coli-Population nach dem Absetzen durch eine Kur einzudämmen. Denn unter diesen Umständen kann es durch den Streß manchmal auch zu einer stärkeren Vermehrung der Coli-Bakterie kommen. Sicher ist auch noch die Rede von Überbevölkerung. Aber lieber sollte man präventive Maßnahmen ergreifen, sodaß  man diesen Weg nicht wählen muß. Es sollte immer bevorzugt werden, so wenig wie möglich Antibiotika zu gebrauchen. Die guten Bakterien leiden darunter eben auch.

 

Schlaghygiene

Schlaghygiene ist natürlich immer wichtig. Aber eine Randbemerkung soll gesagt sein. Man sagt, daß man nichts übertreiben soll. Dies trifft auch auf die Hygiene zu. Natürlich ist es wichtig, dafür zu sorgen, daß keine Verbreitung über Trinkgefäße und Futternäpfe stattfindet. Hier kann die Hygiene nicht gut genug sein. Aber übertriebene Hygiene kann andererseits dazu führen, daß vor allem junge Tauben wenig „Kinderkrankheiten“ durchmachen und zu wenig Abwehr gegen relativ unwichtige Krankheiten aufbauen. In der Praxis wird das nicht schnell vorkommen. Meiner Erfahrung nach weiß der Taubenliebhaber in der Regel was er tut.

 

Streßprävention

Streßprävention ist natürlich äußerst wichtig. Streß ist oft die Ursache, daß sich latente (verborgene) Infektionen zeigen.
Natürlich ist nicht aller Streß vermeidbar. Die jungen Tauben müssen eben doch eingekorbt werden. Aber Streß durch Überbevölkerung ist meistens vermeidbar. Ganz sicher, wenn es um übervolle Schläge geht, wo immer wieder Junge dazukommen. Außer, daß dies Streß verursacht, ist es auch oft Ursache für den Ausbruch einer E.Coli-Infektion.
Streß an sich verringert die Abwehr. Verringerte Abwehr erhöht das Risiko für Infektionen. Eine medikamentöse Behandlung kann dann notwendig sein. Aber sie kann wiederum die Kondition antasten. Und so kann man in einem Teufelskreis kommen.

 

Steigerung der natürlichen Abwehr

Meiner Meinung nach ist dies die Basis bei der Lösung dieses Problems. Einsatz von Medikamenten ist eher ein notwendiges Übel. Man kann schon zur Steigerung der Abwehr beitragen, wenn man die Hygiene nicht vernachlässigt aber auch nicht übertreibt, so daß  man den Infektionsdruck verringert. Wenn wir dann auch noch Streß vermeiden, hat der Körper der Taube mehr Chancen, eine höhere Abwehr aufzubauen. Aber auch durch Verbesserung der Darmflora von (jungen) Tauben, stimuliert man die Abwehr. Durch Verbesserung der Darmflora haben die schädlichen Bakterien im Falle des Adeno-Coli-Syndroms weniger Chancen, sich explosiv zu vermehren. Da in diesem Fall die Coli-Bakterie weniger Chancen hat sich zu vermehren, können die Jungen schneller von der Virusinfektion genesen. Wenn man dies erreichen will, muß man verhütend handeln. Die Methode wirkt nur sehr beschränkt, wenn die Infektion in vollem Gange ist. In diesem Fall muß man, wie gesagt, oft gezwungenermaßen Zuflucht bei Medikamenten suchen.

Für eine gute, allgemeine Abwehr ist es für die Taube wichtig, eine gute Futterverdauung zu haben. Wenn man also dafür sorgt, daß die Taube eine gute Darmflora hat, ist man auf dem guten Weg. Natürlich ist es nicht so, daß Tauben mit guter Darmflora nie krank werden können. Aber es ist Tatsache, daß diese Tauben durch ihre bessere Abwehr Infektionen leichter überstehen können.

Eine Taube mit einer gesunden Darmflora hat eine bessere Futterausnutzung. Der Vitaminhaushalt ist besser. Die Aufnahme von Nährstoffen wird besser verlaufen. Kurz und gut: die Taube kann so eine bessere Kondition bekommen. Und in letzter Zeit wird immer deutlicher, daß eine gute Darmflora dazu beiträgt, daß sich schädliche Bakterien nicht so gut entwickeln können. Auf diese Weise werden Infektionen mit diesen Bakterien weniger schwerwiegend verlaufen.

Durch Versäuerung des Trinkwassers der Tauben mit Apfelessig, Phyto-Vitalität, Herba u.s.w. erleichtert man den guten Bakterien, sich zu vermehren. Auf diese Art kann man einen wertvollen Beitrag zu einer gesunden Darmflora liefern.
Man muß aber aufpassen, daß das Trinkwasser nicht zu sauer wird. Der Säuregrad kann dann so niedrig werden, daß sich auch die guten Bakterien nicht gut entwickeln können. Die Tests, die wir letztes Jahr mit der verbesserten Version der Phyto-Vitalität durchgeführt haben, zeigen, daß diese natürliche Arbeitsweise einen ziemlich guten Beitrag zur Verbesserung der Kondition liefert. Unsere Phyto-Vitalität wird seit vielen Jahren von vielen Tauben-Liebhabern gebraucht.
Vor Jahren fingen wir mit mehreren Tests an, wobei wir der Phyto-Vitalität fünf abwehrstärkende Kräuter zugefügt haben. Und zusätzlich noch den bekannten Ginseng. Diese Wurzel hat eine stimulierende Wirkung auf den Körper.

Es ist schon viel über Vitamine und Abwehr geschrieben worden. Ich hinterfrage die alte Weisheit, daß eine Taube genügend Vitamine aus ihrem Futter holen kann. Ich bin natürlich damit einverstanden, daß eine Taube aus gutem Futter genügend Vitamine und Baustoffe aufnehmen kann, um unter normalen Umständen gesund zu bleiben. Aber genau da ist das Problem. Taubensport ist eben Hochleistungssport. Und das fordert mehr vom Körper als unter normalen Umständen. Die Verbindung zwischen Gesundheit und Abwehr ist ebenso stark als zerbrechlich. Auch wenn man sein Bestes tut, die Taube so gut als möglich zu versorgen, wird die Gesundheit wie ein Kartenhaus einstürzen, wenn ein Mangel an essentiellen Baustoffen besteht.

Deswegen bin ich der Meinung, daß, wenn viel von ihnen gefordert wird, die Tauben dies besser verkraften, wenn ihnen regelmäßig ein gutes Vitamine-Präparat verabreicht wird. Dies ist über’s Futter oder Trinkwasser möglich. Man optimiert die Enzymsysteme im Körper durch diese extra Vitamingabe. Auf diese Weise trägt man wieder zur Verbesserung der Abwehr bei.
Ein Mittel, das sich in der Praxis bewiesen hat, ist Farvisol. Das ist ein Vitamin-Präparat mit einem hohem Gehalt an Vitaminen und Spurenelementen.

 

Einige Faustregeln für gute Abwehr und eine gute Basis für den Aufbau der Form:

1. Streß vermeiden. Hierbei wichtig: vermeiden von Überbevölkerung.
2. Durch gute Basis-Hygiene Sorge tragen, daß der Infektionsdruck der wichtigsten
Taubenkrankheiten niedrig bleibt.
3. Optimierung der Enzymesysteme durch Gabe von qualitativ gutem Futter und guten
Vitaminen.
4. Verbessern des Stoffwechsels. Sorgen, daß die Darmflora in optimalem Zustand ist.
Dazu beitragen durch regelmäßig angesäuertes Trinkwasser. (Apfelessig, Phyto-Vitalität,
Abwehrgetränk)
5. Regelmäßige Kontrolle von Kot und Kehle auf parasitäre Infektionen.

 

Viel Erfolg !

Boskamp_aug_2012

Peter Boskamp

 

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